Das erste Mal war ich bereits im Bauch meiner Mama am Wolfgangsee. Also vor September 1969. Ferien am Bauernhof. Jedes Jahr. Als urbanes Kind war das mein Traum. Viele Kinder, noch mehr Tiere. Sepp Eisl (so heißt dort praktish jeder!), der Bauer (und Onkel des viel zu früh verstorbenen Slalom Weltmeisters Rudi Nierlich, mit dem ich meine ersten Spuren im Schnee zog), betreibt eine Milchwirtschaft, Fremdenzimmer und eine Jagd. Es roch nach frisch geschnittenem, feuchten Gras und getrocknetem Heu. Ich fürchtete mich vor den Spinnen (meine ausgeprägte Arachnophobie hält bis heute an) und ich freute mich jedes Jahr auf Onkel Grunzegrunz im Stall. Freilich war das Haus-Schwein immer ein neues – und das wusste ich auch. Ganz früher gab es auch Schafe, die ich bis heute liebe.
Die kuhwarme Milch schmeckte mir allerdings nicht, da sie beim Erhitzen für den Kakao eine Haut bekam. All diese Erinnerungen waren auf der diesjährigen Sommerfrische meine fixen Begleiter. Das Wort Sommerfrische hat damals übrigens keiner verwendet. Ist erst jetzt wieder in geworden.
Beim Göttergatten war es genauso. Seit frühester Kindheit urlaubte auch er mit seiner Familie am Wolfgangsee – die Liebe zu diesem schönen Fleckchen Erde teilen wir also auch.
St. Wolfgang war immer schon ein magischer Anziehpunspunkt für mich. Natürlich wegen dieses Films: Im Weissen Rössl.
Ich habe den Filmklassiker mit Waltraut Haas und Peter Alexander sicher an die 1000 mal gesehen (nur noch getoppt von “Sissi”). Damals gab’s noch ein Kino in Wolfgang – heute ist eine Pizzeria drin. Unser Bauer Sepp hatte darin übrigens auch einen kleinen Gastauftritt – mit der zünftigen Schuhplattler-Truppe. Bilder oben aus dem Film von 1960: Dr. Siedler alias Adrian Hoven mit Karin Dor vor der berühmten Konditorei Wallner und mit Peter, dem Großen, vor dem Rössl.
So viel hat sich doch gar nicht verändert, oder? Gegessen haben wir im Weissen Rössl freilich nie, das war viel zu teuer – und auch heuer zog es mich nicht hinein. Aber dafür anderswo
Where to eat?
Gasthof zur Post in St. Gilgen: urig, gutbürgerliche Küche, unbedingt in der Stube und nicht im Saal reservieren, herrliche Zimmer (die renovierten), eher teuer
Fürberg: trés chic, das Nobel-Eck des Sees – haben auch ein paar “ausgeflippertere” Gerichte. Punktet durch die Lage und die Seeterrasse
Villa Brandauer in Strobl – ehemals Stadler, das in meiner Kindheit noch ein Freibad war – heute eine Nobel-Herberge mit solider Küche und wunderschönem Blick
Hotel Cortisen (bestimmt die exklusivste Absteige am Wolfgangsee, aber winziger Standabschnitt mit kleinem Steg). Die Speisekarte klingt viel versprechend und da wollten wir auch hin, ABER – Tipp: im Sommer (bis Oktober) servieren sie nur ihren Hotelgästen Essen.
Auf keinen Fall darf in dieser Region eine Bosna fehlen. Bratwürstel mit viel Curry, Zwiebel und meist irgendeiner geheimen roten Sauce in einem Weckerl. In St. Wolfgang sind sie leider nicht so gut wie die berühmtesten Pendents in Salzburg. Auch wenn der Name des Standls in der Getreidegasse 33 (in den Durchgang hinein) möglicherweise abschrecken mag: Beim Balkan Grill Walter steht man Schlange.
Einer meiner absoluten Lieblingsplätze ist auch der Fuschl-See. Das wunderschöne Schlosshotel (wo auch Anna Netrebko gerne absteigt und das einst als Kulisse für Sissis Heimatschloss Possenhofen in den Marischka-Filmen diente) und allen voran die Schloss-Fischerei. Hier gibt es die besten Fische der Gegend – frisch oder geräuchert. Reinanken aus dem Fuschl-See, Saiblinge, Lachsforellen & Co kommen aus einer Zucht in Braunau. Man kann sie direkt vor Ort verputzen oder zu Hause kochen – am besten im Ofen mit Kräutern.
What to do?
Oja, ich hatte großes Glück mit dem Wetter. Denn diese Region ist nicht nur für Salzburger Nockerl, sondern auch für den Schnürlregen bekannt. Der suchte uns glücklicherweise nur abends oder nachts ganz zart heim. Daher gab es neben viel Kalorien-Zufuhr auch viel Kalorien-Abbau – und zwar outdoor. Morgens laufen (mit bergauf! Richtung Bleckwand und Vitz am Berg), schwimmen und wandern.
Der Berg groovt! Zugegeben, ich bin mit der berühmten Schafbergbahn auf den fast 2.000 Meter hohen Schafberg gefahren, was aber auch ein Erlebnis war. Der Göttergatte erklomm ihn in Rekordzeit (2,20 Stunden). Im Schutzhaus dann ein Frühstück mit besonderer Aussicht. Allerdings nicht gleich. Denn obwohl ab 10 Uhr geöffnet, richten sie die Brettljause erst ab 11 Uhr her.
Natürlich haben wir ein wenig gepudelt und der Chef des Schutzhauses zur Himmelpforte meinte daraufhin, er werde nun das Personal instruieren, doch schon ein bisschen früher aufzutischen.
Das Imposante am Schafberg ist der Blick auf fünf Seen: Wolfgangsee, Mondsee, Attersee, Fuschlsee, Wallersee, Irrsee. Durch die Himmelspforte hindurch ging es dann fürchterlich bergab. Was mich ein bisschen Überwindung gekostet hat. Ich gebe es zu, ich bin kein große Berggemse. Mag auch daran liegen, dass ich in den zig Jahren, die ich mit meinen Eltern dort war, immer viel hatschen musste. Aber wandern steht jetzt immer öfter auf meinem Freizeit-Speiseplan.
Über drei Sehen (Suissensee, Mittersee, Mönichsee) geht es in ca 3,5 Stunden zurück nach St. Wolfgang – oder wer möchte, noch weiter zum Schwarzensee (noch mal 50 Minuten).
Eine kleine Ischelei
Schon lange nix mehr gegessen! Wer wandert, darf auch ordentlich futtern. Auf nach Bad Ischl, das schon der Kaiser (Franz Josef) so liebte – er hat sich dort 1853 mit Sisi verlobt. Eine einstige k.u k.-Metrople, ein bisserl morbid und irgendwie immer noch mondän. Mein Papa sagt zu den älteren, weiblichen Kurgästen immer “Ischler Tanten”. Sie und ihre Kurschatten kann man herrlich beim “Zauner” beobachten. Die Konditorei erfreut sich einer Berühmtheit, an die sonst nur der Demel in Wien herankommt.
Erst vor Kurzem (2018) ließ die Familie Zauner das Stammhaus (Pfarrgasse 7) von Kreativ-Genie Andreas Lackner umbauen. Dieser Mann war von Beginn an für die Optik des Life Ball verantwortlich und mischte auch schon die Fête Impierale oder den Karneval von Venedig gestalterisch auf. Ich finde den Retro-Charme sehr gelungen. Am Damen-WC begrüßt einen das berühmte Sisi-Gemälde mit den wallenden Haaren. Im Sommer empfiehlt sich aber nach wie vor die Dependence an der Esplanade.
Mir würden noch tausend Tipps für’s Salzkammergut einfallen: Sommerrodelbahn, Salzbergwerk, ein Ausflug nach Salzburg, der Sole-Weg, ein Besuch im “Das Traun”, mit der Gondel-Bahn auf’s Zwölferhorn, aber dafür reichte die Zeit diesmal nicht. Und es werden ja noch viele weitere Trips an den Wolfgangsee folgen.
Bei der Falkensteinwand (re.) ist der Wolfgangsee bis zu 93 Meter tief. Gleich daneben liegt Fürberg mit dem herrlichen Restaurant.
Beim Vollbad in der Nostalgie schaute ich auch wehmütig dem alten Dampfer “Franz Josef” nach. Den gibt es auch schon seit meiner Kindheit.
Und, um die Sommerfrische auch noch ein paar Tage zu Hause zu konservieren, muss man unbedingt vor der Abfahrt noch in die Grabenmühle (Straße von Ischl nach St. Wolfgang, kurz vor dem Bürgelstein re. einbiegen und dem Schild folgen – nicht ganz einfach zu finden). Hier gibt es das beste Brot, ich mag ganz besonders die kleinen Weckerln. Dazu noch die selbst produzierte Wurst von der Stöttner in Abersee. Einfach köstlich, einfach ein Sommer wie damals!
Als dann, pfiat euch und bis bald, Eure Bride Mary! Immerschon eine kleine Wasserratte gewesen … wie 1971 noch im alten Freibad von Strobl, beim Stadler …