Runter mit dem Fetzendachl und Lautstärke auf Maximum, denn während ein guter Geist die grünen Weinberge vorbeizieht, die gelbgoldene Sonne aufhängt und die blitzblauen Himmelskulissen von links nach rechts schiebt, spielt Ö3 gerade meine zwei absoluten Lieblings-Sommerhits: “Brass Devil” von Parov Stelar und “Marie”. Beide made in Austria, was meinem aktuellen Blog-Motto “so schön ist Österreich” natürlich sehr entgegen kommt. “Ich will nur, dass du glücklich bist, Marie” sing die Gruppe “Alle Achtung” – oder habe ich nicht doch “Mary” gehört? Na, egal. Die Buam kommen aus Thal bei Graz und verbreiten so gute Laune, dass sich allfällige Wölkchen erst gar nicht getraut haben, die Schönwetter-Stimmung zu trüben. Willkommen in der Südsteiermark!
Aufmerksame Beobachter werden feststellen, ja, hier war ich schon ein paar Mal. Und ja, es gab auch vor drei Jahren schon einen Blogeintrag, aber in dieser Gegend tut sich immer so viel und deshalb habe ich mir erlaubt, ein paar neue Tipps für euch zusammenzustellen.
Wo sich auch nur der Hauch einer Gelegenheit bietet, hüpf’ ich ins Dirndl. Und der Göttergatte in die Lederne. Es muss ja nicht immer traditionelle Tracht sein, ich entschied mich für diesmal für einen “Wau”-Effekt von Dirndlherz, das Doggie-Bag ist in Anbetracht so manch riesiger Portion nicht verkehrt.
Erste Station der perfekt ausgekelügelten Genießer-Tour: Der Kogel 3 in der Nähe von Leibnitz. Man fährt gerne an ihm vorbei, weil realtiv in the middle of nirgendwo. Ich empfehle aber sowieso eines der gestützten Weintaxis, da zahlt man pro Fahrt aus der Nähe nur € 15,-. Das Ambiente verdient das Prädikat mediterran, die Gastfreundlichkeit von Beatrix und Oliver Drennig samt Team ist herzlich-steirisch. Herrliche Aussichten – sowohl auf die Speisekarte, als auch auf den Kogelberg. Chillige Musik serviert Lounge FM bis zur Sperrstunde.
Die Speisen sind raffiniert, aber nicht überkandidelt. Es kommt richtiges Essen auf den Teller – aus der näheren Umgebung. Karte gibt es auf der Homepage keine, man muss sich überraschen lassen. Sonntag wird gegessen, was auf den Tisch kommt – wie man es kennt, wenn man Muttern und die Family besucht.
Glück im Glas Der Weinkeller im Kogel 3 ist eine Offenbarung für Önologen. Sommelier Oliver Drennig hütet seine Schätze wie seinen Augapfel, was aber keinesfalls heißt, dass er sie nicht auch teilt. Über die Jahre hat er viel probiert und Außergewöhnliches zusammengetragen, von Frankreich bis ins Burgenland und von Italien bis in die Steiermark. Wir entschieden uns für einen gelben Muskateller vom Schauer.
Schneiderannerl. Unser Stammsitz in der Südsteiermark ist die Buschenschank Schneiderannerl im Sausal. Sie ist an den Wochenenden über Monate ausgebucht – aus guten Grund. Weil es hier einfach traumhaft schön und gemütlich ist.
Wann immer wir ankommen, steht sofort eine zünftige Brettljause auf dem Tisch. Zur Begrüßung stößt man mit einem Glaserl hauseigenem Muskatellerfrizzante (von uns Frizzi genannt) an – und die Welt ist in Ordnung. Familie Purkart baut auf 4 ha Wein an, es gibt hier eben Wein und Schaumwein, steirisches Kürbiskernöl, selbstgemachte Marmeladen, Honig und Essig zu kaufen. Ein Pool in Richtung Weinberge lädt auf einen kleinen Sprung ins Wasser ein.
Bei jedem Besuch in der Gegend ist ein Ausflug ins Epizentrum der Südsteierark, auf die berühnte Weinstraße, obligat. Im Sommer ist ein bisschen weniger los als im Herbst, wo Kastanien- und Sturm an allen Ecken und Enden angeboten werden. Aber, den Sommer hier kann ich nur empfehlen. Und da eine eine kleine Stärkung im Brolli Arkadenhof … Muskatellerfrizzi zu stolzen € 6,- pro Glas …
… und dann weiter in Das Kleine Wirtshaus, das unlängst von Haubenkoch Joachim Gradwohl und seiner “Lillifee” übernommen wurde und jetzt auch nach ihrer beiden Spitznamen Lilli & Jojo benannt ist. Er ist Niederösterreicher, sie ist Steirerin – und hier irgendwo haben sie sich ineinander und in dieses filmreife Fleckchen Erde verliebt und machen nun gemeinsame Sache. Er als Chef de Cuisine, sie als Sommelière.
Die Karte ist klein, aber wie schon beim Vorgänger steht das kulinarische Nationalheiligtum drauf: Ein steirisches Backhenderl. Und vornweg unbedingt die Hühnerleberterrine.
Nicht, dass wir danach noch wahnsinnig hungrig gewesen wären, aber ein kulinarisches Highlight wartete noch auf uns. Ein romantisches Picknick im Weinberg der Schneiderannerl. Dort gibt es ein einsames, verwunschenes Kellerstöckl, vor dem wir uns es gemütlich machten. Ok, jetzt wird’s wirklich kitschig 🙂
Auf der Heimfahrt wollten wir eigentlich noch die Geschwister Rauch im Vulkanland auf ein kleines Mittagessen besuchen, aber ein Kürbiskernchen mehr, und es hätte geknallt.
Bis bald im nächsten Bundesland. Küsschen, Eure Bride Mary auf Österreich-Tour!